Kommunikationsgradient (K ) - Limerenz

Vorab...

Was ist Limerenz?

Limerenz ist wahrscheinlich am ehesten unter jungen Leuten bekannt. Ich (als Mann) sehe eine Frau und mein Hirn sagt: Du bist verknallt und wirst es auf den Tod nicht schaffen, mit der auch nur ein Wort zu reden! Wieso das so ist und was daraus folgt, wollen wir uns hier anschauen.

Die Wirkung von Limerenz

Sehen wir also eine Frau und verfallen in "Liebe", hat das etwas mit der (sexuellen) Attraktivität der Person zu tun. Sie gilt als Voraussetzung des Kommunikationsgradientens.

Das Objekt der Begierde = limerentes Objekt (LO) wird in der Sprache junger Menschen als Schwarm oder Crush verwendet, die deutlich bekannteren Begriffe. Da Limerenz eine exzessive Form von Verliebtheit ist, treten auch hier entsprechende Symptome auf. Der Angst vor Ablehnung steht die Hoffnung auf eine Beziehung gegenüber.
Dazu versucht unser hormonüberflutetes Gehirn natürlich allerhand Vorstellung zu kreieren, die jede Reaktion/Antwort des Schwarms so interpretiert, dass es in das Weltbild passt. Wir begeistern uns für das LO, indem wir uns abstruseste Dinge vorstellen, die wir mit ihm/ihr machen könnten oder passieren könnten. (Ich bitte dich, habe deine Gedanken im Griff!)

Schauen wir uns jetzt zwei Zustände an. Den äußeren und inneren.

Wir haben mit unserem Crush, den wir vor 112 Minuten entdeckt haben, noch kein Wort geredet, er hat noch nicht mal in unsere Richtung geschaut und wir wissen angeblich jetzt schon, dass er es ist. Wir schließen durch Oberflächlichkeit auf positive Eigenschaften zurück, die der andere angeblich hat (Halo-Effekt) oder projizieren in diese Person positive Emotionen hinein, die gut für uns sind.

Durch den Mangel, den wir dadurch empfinden und die Verlustangst, kriegen wir auf einmal kein Wort mehr heraus, wir sind wie gehemmt und versuchen im Extremfall, sogar Handlungen, die wir normalerweise unterbewusst durchführen, bewusst zufällig erscheinen zu lassen, damit unser Crush nicht mitkriegt, was wir für ihn empfinden.

Innerlich trifft uns die Limerenz heftig. Wir können uns nicht aussuchen, ob wir verliebt sind, wir sind es einfach. Auch können wir uns nicht aussuchen, wann diese Situation eintritt. Sie ist in jedem Fall unerwartet. Durch diese Unvorhersehbarkeit der Dinge verfällt unser Gehirn in einen Zustand des "Wahnsinns". Wir sind auf der höchsten emotionalen Stufe und können gar nicht anders, als an diese Person zu denken. Auch durch rationale Argumente werden wir diese Gedanken nicht los, sie verschlimmern sich eher noch weiter! Im weiteren zeitlichen Verlauf werden solche Gedanken weiterhin auftreten.

Zusammenhang zwischen Limerenz und dem Kommunikationsgradienten

Das innere Hindernis, was uns im Weg steht, was uns davon abhält mit unserem Schwarm in Kontakt zu kommen, ist nicht Limerenz als Problem. Das Hindernis ist eine Eigenschaft davon. Wir können subjektiv also nicht gleichzeitig wahnsinnig verliebt (limerent) und "normal" sozial kompetent sein. Bedeutet: Es besteht anscheinend ein Zusammenhang zwischen sozialer Kompetenz (Ansprechen) und emotionaler Kompetenz (Verliebt sein).

Soziale Kompetenzen brauchen wir im Umgang mit anderen. Es bedeutet, möglichst effektiv im Sinne aller Beteiligten zu handeln. Dagegen können Emotionen neben der Reaktion auf ebendiese soziale Umwelt auch nur für unsere persönliche Reaktion auf ein Ereignis benutzt werden. Beide Gebiete bedingen sich gegenseitig, haben aufeinander Einfluss und bauen aufeinander als sozial-emotionale Kompetenzen auf.

Wenn wir uns nun also nochmal die Situation der Limerenz anschauen, sehen wir Folgendes. LO ist für uns auf der emotional höchsten Stufe und quasi unerreichbar. Sie ist die perfekte Person und wir fühlen uns unterlegen. Auf der anderen Seite sind wir nicht einmal so sozial kompetent, als dass wir es schaffen würden, das LO anzusprechen. Diesen scheinbaren Unterschied an sozial-emotionaler Kompetenz nenne ich den Kommunikationsgradienten (Gradient = Ort der maximalen Steigung).

Das Kommunikationsfenster (z.B. Blickkontakte) ändert sich im weiteren zeitlichen Verlauf sehr wahrscheinlich durch Veränderung der Umgebungsvariablen oder Erkenntnisse durch Beobachtung des Schwarms. Schwierig hierbei bleibt die unzureichende Einschätzungsfähigkeit des Schwarms, da sich ja wenig/nicht mit ihm ausgetauscht wird. Die oberflächliche Einschätzung des Gegenübers bleibt also zeitlich konstant.

Auflösung verhärteter Fronten

Betrachten wir das Ziel der in Verliebtheit verfallenen Person, so können wir sagen, dass es eine Gleichgewichtswiederherstellung sein muss. Konkret: Wie schaffe ich es mit dieser Person zu sprechen, ohne mich wie ein Idiot/Bedürftiger o.ä. zu benehmen? Vielleicht im Idealfall sogar eine Beziehung (Verliebheit!).

Ausführlich habe ich das im Artikel Umgang mit den Hübschen erläutert.
Hier will ich mich kurzfassen. Um den hochheiligenden Status des LO beherrschen zu können, müssen wir verstehen, worum es sich dabei handelt. Emotionale Intelligenz und der richtige Umgang mit den eigenen Gefühlen sind hierfür notwendig. Dazu vielleicht erstmal Liebe verstehen (Der Wahnsinn).

Auf der anderen Seite ist es wohl nötig, dass wir unsere soziale Kompetenz verbessern. Klar, dass die Verliebtheit auch die soziale Seite beeinflusst, meist ist das aber nicht das einzige "Problem". Zwischenmenschliches kann und sollte bis zu einem gewissen Grad beherrscht werden, um zumindest auf einem Grundniveau mit anderen interagieren und/oder kommunizieren zu können. Viele haben aber auch einfach Scheu, neudeutsch Schüchternheit. Sie zu verstehen, zu hinterfragen und sie aktiv anzugehen, dürfte zur Zielerreichung beitragen.


Zu komplizierter Inhalt, unlogischer Satzbau oder neue Ideen?
λ (Lambda): Kommunikationsplattform des Komitees

Verwandte Artikel

What is love? · Umgang mit den Hübschen · Friendzone

Zurück zum Seitenanfang · Zurück zur Startseite