What is love?

Was wollen wir eigentlich genau wissen?

Die allseits beliebte Frage: Was ist Liebe eigentlich?

Allein aus dieser Frage lassen sich so viele Anschlussfragen bilden, dass es extrem schwierig ist, auf diese und jene Fragen Antworten zu finden und das Ganze auch noch so zu strukturieren, dass alles Sinn ergibt. Widmen wir uns also Fragen wie "Was ist der Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit?", "Was ist der Unterschied zwischen Liebe und Beziehung?", "Was ist der Unterschied zwischen Liebe und Sex?" oder "Was hat Liebe mit den eigenen Freunden zu tun (freundschaftliche Liebe)?", dann müssen wir zur Beantwortung ebendieser ganz weit ausholen und dort anfangen, wo wir schon etwas wissen.
Lasst uns also in diesem Beitrag den Begriff der Liebe definieren und systematisch einordnen, um ihn besser zu verstehen und damit umgehen zu können.

Emotionaler (Teil-)Aspekt der Liebe (passiv)

Der emotionale Teil der Liebe findet sich vor allem unter jungen Menschen (vor der Heirat) in seiner Extremform. Beginnend bei Attraktivität, die von den biologischen sexuellen Trieben zu unterscheiden sind, suchen Männer sich Frauen anhand von optisch/sexuellen, also äußerlichen Kriterien aus. Da geht die Verliebtheit möglicherweise sehr viel schneller als bei Frauen, die sich für die Persönlichkeit eines Mannes interessieren und sich erst nach einer gewissen Zeit verlieben können. Rein biologisch gesehen steht für Männer der Reproduktionserfolg im Vordergrund, während bei Frauen die Versorgerqualitäten für die Nachkommen eines Mannes relevant sind. Frauen und Männer haben also unterschiedliche biologische Ziele und diese versuchen sie dann natürlich mit entsprechend anderen "Strategien" zu erreichen. Sowohl Frauen als auch Männern geht es beim Gegenüber aber auch um Sympathie. Ohne sie ist kein Verlieben möglich.

Im zweiten Schritt kommt es zur Verliebtheit. Die Person ist aufgrund von unzureichender (negativer) Information über den anderen in ihn verliebt. Dies löst im Gehirn das Ausschütten von Hormonen wie Dopamin, Oxytocin usw. aus. Die Gefühle fahren Achterbahn und man schwankt dauernd zwischen emotionalen Hochs und Tiefs. Verliebtheit ist dabei immer eine Realitätsspaltung. Auf der einen Seite haben wir die Verlustangst, die meint, dass wir die geliebte Person verlieren könnten, dass sie nicht mehr auftaucht oder dass sie uns abweist. Dafür sind wir umso euphorischer, wenn sie mit uns spricht, wir Zeit mit ihr verbringen können oder sie einfach nur sehen.
Durch den Höhenunterschied zwischen Verlustangst und Mangelbefriedigung kann sich der Kommunikationsgradient bilden, im Extremfall führt dies zu Limerenz, was den Kommunikationsgradienten noch steiler werden lässt.

Verliebtheit ist immer Abhängigkeit. Da ich durch die Verliebtheit nach einer tiefen, vielleicht romantischen Beziehung sehne, schwingt immer das Gefühl mit, dass das Geständnis meiner Verliebtheit auf Abweisung stößt, weil der andere nicht so fühlt. Dann sprechen die meisten von "unerwiderter Liebe". Korrekt sollte es unerwiderte Verliebtheit heißen, denn Liebe ist es egal, ob sie erwidert wird, sie verändert nichts. Sprechen Verliebte über Zurückweisung, taucht auch der Begriff Friendzone auf. Diesen verwende ich, wenn wir uns selbst nicht eingestehen können, dass wir "versagt" haben und die Schuld dann auf andere/die Umwelt abschieben. Sprechen wir also von einer Beziehung können wir darunter eine "Liebes"beziehung verstehen. Sie begründet sich vorerst (!) aber nur auf Verliebtheit und bedeutet für den einzelnen oder beide Verliebten emotionale Erfüllung.

Wichtig hierbei zu wissen ist, dass wir bei Verliebtheit zunächst nichts tun müssen. Der Mensch VER-liebt sich, er RE-agiert also nur auf äußere Gegebenheiten und muss nichts tun, um das zu bekommen. Jetzt fühlen wir aber, wenn wir verliebt sind, nicht nur den rein romantischen Teil von Verliebtheit, sondern schätzen die andere Person zum Beispiel auch wert. Deswegen sogleich zum zweiten Teilaspekt der Liebe...

Sozialer (Teil-)Aspekt der Liebe (aktiv)

Untersuchen wir den sozialen Raum, so können wir aus diesem noch einmal den zwischenmenschlichen Aspekt herausnehmen. Er ist ein Teilbereich des gesamten sozialen Bereichs. Während sozial meist mehrere Menschen einschließt, mit denen wir interagieren, beschränkt sich der zwischenmenschliche Bereich auf den Raum zwischen zwei Menschen.
Ähnlich verhält es sich bei Interaktion und Kommunikation. Interaktion umfasst alle Wechselwirkungen zwischen Menschen, die Kommunikation als Teilbereich der Interaktion umfasst den verbalen und nonverbalen Austausch miteinander. Für Liebe sist der Aspekt der (generellen) sozialen Interaktion eine absolute, zwischenmenschliche Kommunkation eine hinreichende Bedingung.

Aus diesem sozialen Konstrukt emittieren dann Dinge wie Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die wir für andere empfinden (zwischenmenschliche Werte). Außerdem kommen dazu Dinge wie Fürsorge und Zärtlichkeit, die jedem Menschen als Baby gegeben werden und die sich dann wieder hier als Verhalten zur sozialen Bindung zeigen. Insgesamt ergibt sich dann aus den zwischenmenschlichen Werten und der sozialen Bindung die soziale Erfüllung, wie wir sie in der Freundschaft, der Eltern-Liebe oder auch der Nächstenliebe vorfinden.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir niemals 100 % sozial oder emotional sein können. Auch in der besten Cross-Sex Freundschaft wird der emotionale Aspekt ein Thema sein und in jeder Liebesbeziehung sind Wertschätzung etc. unerlässlich. Gerade die Vermischung von sozial und emotionalem Anteil der Liebe macht es so schwierig, Liebe eindeutig zu beschreiben. Liebe befindet sich jedoch wahrscheinlich im Intervall 20-80 % zwischen emotionaler und sozialer Ebene.
Das bedeutet, dass niedrige Werte auf der einen Seite hohe Werte auf der anderen Seite zur Folge haben können und diese sich auch gegenseitig beeinflussen. Ein gutes Beispiel ist da Schüchternheit gepaart mit Verliebtheit. Je schüchterner man ist, desto schwerer fällt es mit der geliebten Person zu sprechen. Baut man diese aber ab, hat man mehr soziales (!) Selbstbewusstsein und es fällt leichter mit der anderen Person zu sprechen. Insgesamt setzt sich also der soziale und emotionale Aspekt (der Liebe) immer zu 100 % zusammen.

Conclusion: Liebe = emotional + sozial

Egal in welcher Zusammensetzung, Liebe ist immer der Zustand des Sozialen und Emotionalen. Vergleichen wir Liebe mit Verliebtheit, so müssen wir verstehen, dass Liebe über Verliebtheit hinausgeht.

Verliebtheit geht (im Idealfall) in Liebe über, wird gesagt. Das ist meiner Meinung nach aber nur halbrichtig. Fehlt der soziale bzw. zwischenmenschliche Teil der Liebe, wird der emotionale Teil (die Verliebtheit) wird die Beziehung zueinander verschwinden, denn Emotionen bleiben nicht ewig. Liebe ist nicht nur passives Empfangen von Emotionen, sondern beinhaltet auch und vor allem das Geben von Liebe. Deswegen fordert das Verb lieben auch zu Aktion auf: Wir sollen lieben!
Und sie ist im Gegensatz zur Verliebtheit unabhängig. Erwarten oder erhoffen wir uns von der geliebten Person auch "Liebe", so sind wir vom anderen abhängig, Liebe ist jedoch immer unabhängig. Egal, ob die andere Person uns mag oder nicht, ob sie Gefühle für uns hat oder nicht, wir lieben sie trotzdem dafür, dass sie da ist und so ist, wie sie ist (Bedingungen, siehe unten).

Um an dieser Ecke die Brücke zu Flirtcoaches etc. zu schlagen: Sie gehen in einem Großteil der Fälle von Verliebtheit aus und versuche diese zu befriedigen. Der Mangel an emotionaler Kompensation, der durch Verliebheit entsteht, lässt uns die ganze Sache mit der "Liebe" sehr schwierig, gar unmöglich erscheinen und forciert uns, gleichsam Männer und Frauen, in einem Wettbewerb um den besten Mann/die beste Frau mitzumachen, der meiner Meinung nach nur allzu bescheuert ist.

Im Gegensatz dazu ist Liebe, wie wir sie hier auffassen, mehr als soziale Erfüllung. Selbst Wikipedia sagt, dass Liebe "den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt", somit nicht auf den sozialen Teil beschränkt ist. Gefühle sind auch entscheidend, um Liebe zu erfahren und erfahren zu lassen.

Und wie kommen wir von Liebe zu einer Partnerschaft/Ehe?

Sind wir also bei Liebe angelangt, heißt das nicht, dass sie das Ziel war. Sie kann nicht das Ziel sein. Nach Erreichen eines Ziels/Zustands Liebe würde sich ein "Erfolgsloch" oder zeitlich fortgeschritten (t→∞) ein Gewöhnungseffekt einstellen, der bei vielen Paaren nach der Verliebtheitsphase eintritt und Beziehungen scheitern lässt. Wenn unabhängige Liebe zwischen zwei Menschen existiert und diese auf Gegenseitigkeit beruht, können sie sich (nach entsprechender Annäherungszeit) darauf festlegen, dass sie zusammen bleiben wollen. Diesen Zustand nennen wir dann Partnerschaft bzw. juristisch/rechtlich die Ehe. Welche Rolle spielt dann die Liebe in diesem Konstrukt?

Liebe muss ein Weg sein und das übergeordnete Ziel erst herausgefunden werden, den man dann mit einem Partner beschreiten kann. Schauen wir uns als Beispiel den Philantropen Bill Gates an. Seine Frau und er stehen zusammen hinter dem Ziel mit ihrer Stiftung u.a. die weltweite Armut zu bekämpfen. Nun muss nicht jeder ein derartig großes Ziel zusammen haben, aber es muss eines vorhanden sein. Denn sonst wird aus dem Miteinander in der Ehe bald ein Gegeneinander. Doch was brauchen wir noch für eine feste Partnerschaft?
Den Meinungen im Internet nach zu urteilen, liegt der Unterschied zwischen Liebe und einer Partnerschaft bzw. Ehe in den Tugenden. Darunter fallen Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen, Toleranz und Treue, nur um ein paar zu benennen.

Der Unterschied zwischen Liebe und einer Partnerschaft/Ehe, um es noch einmal auf den Punkt zu bringen, liegt in der Gegenseitigkeit der Liebe und in den Tugenden, die man bereit ist, für sich und den anderen zu geben.

Schauen wir weiter in die Zukunft, so wird die Verliebtheit (emotionaler Teil) mit der Zeit abnehmen. Die anfängliche Verliebtheit in den Partner mit sozialen Zügen muss (!) sich nach und nach in eine emotional-soziale Verbindung transformieren, denn Gefühle lassen sich nicht ewig aufrechterhalten, zumal das biologische (~ emotionale) Ziel des Menschen schon längst des Alters her wegen erreicht scheint. Die emotionale mit der sozialen Seite zu einem stimmigen Gesamtbild zu verknüpfen und daraus das Beste zu machen, ist der Sinn einer jeden Ehe.

Existiert bedingunglose Liebe?

In einer der vorigen Versionen des Schaubilds bin ich davon ausgegangen, dass bedingungslose Liebe existiert. Bedingungslose Liebe verstehe ich als Liebe, die zum einen nicht erwidert werden muss (wie es der Fall ist). Zum anderen wird darunter meist verstanden, dass man über Fehler des anderen hinwegsehen kann, da man ihn ja trotzdem liebt. Das wird aber (leider) in zwei Hinsichten absurd, wenn man die Sache etwas weiterdenkt. Ist der/die/das Zukünftige, die man liebt hat, nämlich zwischenmenschlich mir gegenüber ein absoluter Kotzbrocken (oder wird zu einem), wird man diese Liebe nicht aufrechterhalten.
Bedeutet im Umkehrschluss: Wir lieben andere nur unter gewissen Bedingungen...! Obwohl wir vielleicht das Gefühl haben, dass er zu uns passt oder wir uns sehr gut mit ihr verstehen, bedeutet das noch lange nicht, über alle auf uns wirkenden negativen Einflüsse hinwegzusehen und ihn/sie so anzunehmen, wie er ist. Folglich ist die bedingungslose Liebe auch nur eine Idealisierung bzw. Romantisierung der Liebe oder Verliebtheit. Die einzige bedingungslose Liebe, die es geben kann, ist die Selbstliebe.


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