Emotionen. Selbst der heutige Stand der Wissenschaft ist sich nicht sicher, was Emotionen eigentlich sind. Wikipedia spricht von "psychophysischer Bewegtheit", ich will hier mit der Definition einer psychischen kurzzeitigen Reaktion auf äußere Umstände arbeiten.
Emotionen kennen wir alle, weil wir Menschen sind. Die Grundemotionen sind (nach einer Defintion) Angst, Ekel, Freude, Trauer, Überraschung, Verachtung und Wut. Andere Wissenschaftler und Forscher nehmen nur sechs Grundemotionen an, andere viel mehr.
Im Gegensatz zur Stimmung sind Emotionen eine Reaktion auf etwas, also eine Re-aktion, meist eher kurzfristig und bewegen uns innerlich sehr stark, mit zunehmender Intensität.
Sind wir in einer Situation oder einem Ereignis ausgesetzt, so reagiert der menschliche Körper auf dieses Ereignis, um (im Extremfall) zu überleben. Durch Sinneseindrücke, z.B. Sehen oder Hören reagiert er auf die Umwelt. Da das seit Beginn der Menschheit und auch in allen Tieren evolutionär so angelegt ist, sind diese Reaktionen (fast) nicht steuerbar. Sie passieren sofort und automatisch ohne unser bewusstes Zutun.
Dabei sind Emotionen nicht mit Gefühlen zu verwechseln. Gefühle wie Unsicherheit lösen nur entsprechende Emotionen aus und sind damit eine Bewertung einer körperlichen Veränderung. Emotionen sind die Folge der (unserer) Interpretation eines Ereignisses und damit höchst subjektiv. Sie haben Einfluss darauf, wie wir unser Erleben erleben.
Die Somatische-Marker-Hypothese geht davon aus, dass körperliche (neuro-physiologische) Veränderungen durch Emotionen wie Beanspruchung der Muskulatur, schnellere Atmung und Herzschlag Einfluss darauf haben, wie wir entscheiden, also schlussendlich auch auf unser Verhalten. Konkret heißt das, dass wir den Ort, bei der uns große Angst widerfahren ist, in Zukunft eher meiden werden, auch wenn wir das vielleicht nicht bewusst machen.
Ein interessanter Gedanke ist, dass Gedanken Rationalisierungen unserer inneren Gefühle/Emotionen sind. Sind wir verärgert, verliebt, verachtet, setzt sich dieses Gefühl bzw. diese Emotion in unserem Gehirn fest. Wir können nicht anders als über diese Reaktion nachzudenken, Gedanken sind gar die Emotionen selbst.
Nun kommt unser (hoffentlich) rational denkender Teil des Gehirns ins Spiel. Mit der kognitiven Komponente können wie die Emotionsreaktion als solche identifzieren, verstehen und im letzten Schritt modifizieren, wenn sie uns nicht gefällt, oder akzeptieren, wenn wir nichts daran ändern wollen oder können.
Der Psychologieprofessor James Gross beschäftigt sich seit jeher mit der Domäne der Emotionen. Er hat untersucht, wie es möglich ist, Emotionen zu regulieren bzw. sie zu kontrollieren.
Dazu ist es zunächst notwendig, dass man selbst daran glaubt, sie verändern zu können und sich ihnen nicht ausgesetzt fühlt. Dabei ist es ganz individuell, welche Emotionen ein jeder regulieren will und wie er das macht. Gross fand fünf Strategien.
Wir können entscheiden und nicht unser Hirn unterbewusst entscheiden lassen, mit welcher (unangenehmen) Situation wir uns konfrontieren. Das heißt nicht, dass wir sie vermeiden, sondern eher, uns klarzumachen, was an dieser Situation Probleme bereitet und sie aktiv anzugehen.
Da auch unser denkendes Selbst mit von der Partie ist, ist es möglich, diese Situation (rational) zu ändern. Wir sind nicht unsere Emotionen. Wenn wir eine Handlungsmöglichkeit haben, sollten wie diese nutzen, um die Situation an sich zu verändern.
Es ist wichtig, dass wir, wenn wir die Situation nicht ändern können, uns dann darauf konzentrieren müssen, was an dieser Situation positiv ist. Einen Schritt weiter gedacht können wir uns fragen: "Was können wir daraus lernen?"
Dieser hängt mit vorigem Punkt zusammen. Wenn wir nicht unbedingt die positive Seite einer Situation ändern können, können wir uns dennoch in eine andere Perspektive hineinversetzen, z.B. in die Sicht einer anderen Person (Empathie) und dann die Situation neu bewerten, beispielsweise in einem Ehestreit.
Meist wird den vorangegangenen Punkten nicht genügend Beachtung geschenkt, weswegen häufig gesagt wird, dass man seine Emotionen doch kontrollieren soll. Stillschweigend wird hier davon ausgegangen, dass man seine Emotionsreaktion unterdrücken soll, was auf Dauer aber nicht "gesund" ist.
Neben dem richtigen Umgang mit den eigenen Emotionen und ihrem Ausdruck, womit sich Gross beschäftigt, hat sich Goleman zur Aufgabe gemacht, die emotionale Intelligenz zu untersuchen. Dabei meint er unter anderem den Umgang mit den eigenen Emotionen im sozialen Kontext.
Er sieht die Erkennung der eigenen Emotionen im ersten Schritt vor. Erst wenn wir unsere eigenen Emotionen erkennen, sind wir in der Lage, die Emotionen unserer Mitmenschen zu erkennen. Verstehen wir also uns selbst und die Zusammenhänge, die uns steuern, verstehen wir fremde Emotionen unserer Umgebung auch besser.
Sobald uns klar ist, wie unsere eigenen und damit fremde Emotionen funktionieren (Analyse), haben wie die Möglichkeit, sie zu verändern und deren Konsequenzen auf unsere soziale Umgebung abzuschätzen. Im letzten Schritt können wir dann die eigenen und die Reaktion fremder Emotionen einsetzen, um die kollektivistischen Ziele unserer Gruppe zu beeinflussen und positives Verhalten zu fördern.
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